Samstag, 16. Juni 2012

Am Anfang steht der Beschluss, oder etwa nicht?

Ich möchte hier meinen Frust loswerden, ich möchte anderen ihren Weg zum deutschen Pass nicht leichter machen, denn das kann ich nicht, das können nur die Verantwortlichen. Jedoch kann ich sagen, dass geteiltes Leid halbes Leid ist und Ihr sollt wissen, dass Ihr nicht allein seid.


Ich habe mich bewusst entschlossen, ein Deutscher zu werden.


Aber machen wir es etwas überschaubar... Ich bin 31 Jahre alt, lebe in Berlin seit 20 Jahren und stamme ursprünglich aus dem nicht allzu fernen Polen. Es ist jetzt in Mode gekommen, integriert zu sein - nun ich bin es vermutlich. Ich habe hier einige Klassen meiner Grundschule absolviert und danach das Abitur an einem der besten Berliner Gymnasien gemacht. Danach war mein Werdegang nicht nach dem typischen Muster, jedoch geht es hier vorerst um die Frage, wieso ich Deutscher werden möchte und wie "einfach es mir fällt".


Ich habe am 28.06. 2012 meinen Termin bekommen, bei dem man mit mir das Vorgespräch haben wird und man mir mitteilt, welche Unterlagen ich für die Einbürgerung benötige.
OK das bedeutet, dass man mir nicht einfach eine Liste geben konnte, und ich hätte alle Unterlagen bis dahin eventuell schon zusammengesucht, nein man möchte es mir dann eben sagen. Super... die Zeit bis dahin ist ja nicht mehr lang....


Ach ja ... dieses Gespräch hatte ich schon mehrmals ... Einmal wurde mir die deutsche Staatsangehörigkeit bereits zugesprochen. Mit 18, 19, 20 ? Irgendwie so ... ich sollte nur noch einen Bescheid abgeben, dass ich meine bisherige Staatsbürgerschaft abgegeben hätte und schon würde ich meinen Einbürgerungstitel bekommen. Ich wollte das damals unbedingt machen, da ich zur Bundeswehr gehen wollte, da ich keinen anderen Weg für mich sah, ohne elterliche Unterstützung (oder besser gesagt ohne Eltern) ein Studium zu finanzieren und abzuschließen. Freunde haben es mir damals ausgeredet. Damit gab es einen Grund weniger für die Einbürgerung. Der Druck meiner Familie, ich sei ein Pole usw. war immens groß und so habe ich vorerst auf die Staatsangehörigkeit verzichtet. Zudem verlor ich jegliche Ansprüche in Polen und meine familiäre Bindung dorthin war noch immens. Auch würde ich eventuell im Leben in Polen erben sollen und das ginge nicht als Deutscher. Sollte ich auf meine bisher einzige Altersvorsorge verzichten  und dem polnischen Staat alles schenken? Wäre es nicht sinnvoller, ich hätte beider Staatsangehörigkeiten und könnte erben und damit den deutschen Staat letztendlich entlasten, indem ich es hier später versteuere usw.?
Diese Gedanken ließen mich nicht los...


Mein zweiter Anlauf zur Einbürgerung  war vor ca. 2 Jahren. Ich habe durch Zufall erfahren, dass innerhalb der EU der Besitz mehrerer Staatsangehörigkeiten legitim sei. Polen war seit 2004 in der Europäischen Union und ich somit Teil der Europäischen Gemeinschaft und vollwertiges Mitglied dieser Gesellschaft. Mit vollwertig meine ich für die Behörden, denn für Familie und Freunde war ich das natürlich schon immer. Nicht jedoch für mich kontrollierende Polizisten, Mitarbeiter in Behörden, oder die Kontrolleure an der Grenze, wenn ich mal wieder, wie so oft die polnische Grenze passierte, um meine Großeltern aufzusuchen, die mir ein Elternersatz waren.


Nun ja, ich hatte doch seit meinem 18en Lebensjahr einen unbefristeten Aufenthaltstitel, also konnte mir keiner was... oder etwa doch? Seit der EU gibt es zwar keine Pflicht hierfür, denn ein Unionsbürger darf in jedem anderen Land der EU frei leben, er braucht jedoch die Freizügigkeit EU, ohne die er eigentlich wieder das Land verlassen muss. Diese erlischt auch, wenn man länger als 6 Monate oder auf Antrag länger als ein Jahr außerhalb Deutschlands verweilt.
Mein unbefristeter Aufenthaltstitel wurde jedoch mit dem Beitritt Polens zur EU zu einer Aufenthaltsberechtigung, die niemals erlischt und mir selbst nach einer Wiederkehr nach Deutschland nach 20 Jahren alle Rechte gewähren sollte. So viel zur Theorie....


Mein Cousin war für einige Jahre in Slowenien und nach seiner Wiederkehr nach Deutschland wurde ihm alle verwehrt und sogar verboten zu arbeiten, denn er hätte keine Arbeitserlaubnis, die er ja mit seinem unbefristete Aufenthaltstitel ohne Auflagen ja gar nicht braucht .... Dieser Titel sollte ja mit dem automatischen Wandel zur Aufenthaltsberechtigung ja auch nie erlöschen.... Aber die Bayerischen Behörden stellten sich nun mal quer.... Er kam mit zwei Jahren nach Deutschland.


Aber ich schweife hier ab vom eigentlichen Thema. Es geht ja um meine Einbürgerung....
Es gibt viele Gründe hierfür. Der erste ist, dass man mich täuschen wollte, und mir im Jahre 2004 in meinen neuen Pass den Aufenthaltstitel nicht in meinen neu ausgestellten polnischen Reisepass übertragen wollte und behauptet wurde, es ginge nicht mehr, da dieser mit Polens Beitritt nicht mehr gilt und ich keinen mehr bräuchte. Ich beharrte jedoch eine halbe Stunde darauf und stritt endlos. Damals wusste ich noch nicht um die Unterschiede, wie ich sie oben beschrieb, jedoch wusste ich eins: Was ich mir hart erkämpft habe, das wollte ich behalten und wer wüsste denn, wie lange diese unsere EU überhaupt halten sollten. Ich wurde wegen dieser Aussage verspottet, aber mein Titel wurde übertragen. Heute, im Jahre 2012 hätte mich keiner mehr verspottet angesichts der Krise und des drohenden Zerfalls der EU.


Der zweite Grund, wieso ich mich einbürgern lassen möchte ist der, dass mir vor ein paar Wochen, als ich da war, wieder erzählt worden ist, dass es richtig sei, dass ich gar keinen Aufenthaltstitel bräuchte und das direkt dort, wo ich mich einbürgern lassen möchte ... Solche Aussagen können ganze Existenzen vernichten und sie werden von den Bearbeitern gesagt, die es eigentliche am besten wissen müssten.... komisch das Ganze....





Alles in Allem dauert die Einbürgerung laut meiner Sachbearbeiterin mindestens ein halbes Jahr. Und das in Zeiten, in denen Berlin eine Werbekampagne zu starten, damit sich mehr Berliner einbürgern lassen. Das sieht fast so aus, als ginge es nur offiziell darum und nach Außen, jedoch praktisch jeder Einbürgerungswillige erfährt etwas anderes.
Naja ... das mit dem Flughafen hat ja auch nicht so geklappt, wie es uns erzählt wurde.....

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